Vom Rookie zum Finalisten: Oliver Kubálek wird Zweiter nach nur 18 Monaten Poker

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Der zweite Platz beim Main Event von The Festival Rozvadov – unglaublicher Erfolg! Welche Gefühle bewegen dich gerade? Und was bleibt dir am eindrücklichsten aus dieser Erfahrung?

Ganz ehrlich: Vor diesem Finale lief die ganze Serie furchtbar für mich. Gestern noch saß ich mit Freunden draußen, wir haben uns über die ganzen Bad Beats der Woche ausgelassen. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr spielen – ich hatte schon Tickets für Spanien. Mein Kumpel versuchte noch sein Glück im Satellite zum High Roller, also habe ich spontan ebenfalls ein Ticket für die Flips gekauft. Da waren gerade noch zwei Seats frei, und ich dachte: "Warum nicht, einfach mal probieren." Dass ich mir so ein Seat geholt habe und jetzt meinen größten Cash überhaupt gelandet habe, ist einfach verrückt. Ich bin unfassbar happy – aber auch komplett platt. Es war eine Achterbahnfahrt, ich bin richtig fertig, aber das Gefühl ist einfach großartig.

Wahnsinn, Glückwunsch! Ich habe auf Hendon Mob gesehen, du spielst erst seit etwa eineinhalb Jahren Live-Poker. Wie hat alles angefangen?

Mein erster Kontakt mit Poker war vor rund 18 Monaten. Die ersten sechs bis sieben Monate habe ich fast nur in Rozvadov gespielt – und bei kleinen Turnieren, etwa in Bratislava. Schon immer hat mich Asien fasziniert; jedes Mal, wenn ich gearbeitet habe, bin ich im Winter nach Thailand geflogen. Deshalb wollte ich von Anfang an Poker mit dem Überwintern in Asien verbinden.

Ich habe verschiedene Länder ausprobiert, einige Serien gespielt und unterwegs viele coole Leute kennengelernt. Inzwischen weiß ich ziemlich genau, wo ich hin will, wo ich bleibe, und wie mein Setup für die nächste Wintersaison aussieht. Genau das ist auch mein Plan: Zurück nach Asien und weiter pokern.

Wann hast du dich entschieden, Poker wirklich ernsthaft zu verfolgen? Gab es einen bestimmten Moment, wo du gesagt hast: „Jetzt gehe ich all-in!“?

Damals habe ich noch in Prag gearbeitet, dann aber meinen Job gekündigt und meine Wohnung verkauft. Die Zeit, bis das Geld aus dem Verkauf überwiesen wurde, habe ich genutzt, um zum ersten Mal ein Turnier solo zu spielen – im Showdown. Ganz ohne Freunde, kein Alkohol, einfach nur fokussiert und mit vollem Einsatz. Und ich habe direkt gewonnen.

Das war für mich der Punkt, an dem ich dachte: "Vielleicht sollte ich es wirklich mal ernsthaft versuchen, bevor ich meinen nächsten Schritt gehe." Die Ergebnisse wurden immer besser, ich hatte einige Glückssträhnen – und irgendwie hat plötzlich alles Sinn gemacht. Also habe ich mir gesagt: Ich probier’s ein Jahr lang. Und ehrlich, ich hatte so viel mehr Spaß als je in einem normalen Job. Ich bin echt dankbar und genieße den Weg sehr.

Wie viel hast du in dieser Anfangszeit gespielt?

Gefühlt war ich fast jeden Tag am Tisch. Wie viele Stunden genau, kann ich echt nicht sagen – es waren viele. Im letzten Monat in Asien wurde es langsam einfach zu viel, da kam die Müdigkeit dann durch. Nach einem Jahr gefühlt ohne Pause bin ich zwar immer noch motiviert aufgestanden, hatte aber irgendwann nicht mehr dieses Feuer am Tisch. Auch wenn die Ergebnisse noch okay waren, hat die Leidenschaft gelitten.

Rückblickend habe ich es ein bisschen übertrieben. Aber ich sehe das als Teil des Lernprozesses. Inzwischen bin ich viel besser darin, Pausen einzubauen, andere Dinge zu machen und insgesamt nachhaltiger zu bleiben. Dieses Jahr war im Prinzip mein Trainingslager – mein Rhythmus als Spieler ist jetzt ein ganz anderer.

Trotzdem: Wenn du platt bist und die Results ausbleiben, ist das einfach nur noch frustrierend. Ich wollte jetzt eigentlich nach Spanien und erst mal eine Pause machen – das ziehe ich auch durch! Und dieser riesige Score im Rücken macht die Auszeit natürlich noch entspannter. Danach geht's wieder weiter an den Grind – aber mit besserer Balance.

Du hast Spanien schon öfter erwähnt – was reizt dich an dem Land?

Ich wollte einfach in einem Land leben, in dem du das ganze Jahr im T-Shirt draußen sein kannst. Und mein alter Job war einfach zu stressig.

Was war dein vorheriger Job eigentlich?

Ich habe für AIG gearbeitet, einen der größten Versicherungskonzerne der Welt. Die haben alle nordischen Abteilungen nach Prag verlegt und ich war dafür zuständig, alles zu koordinieren. In der Anfangsphase gab es ständig Probleme, die gelöst werden mussten.

Eigentlich war es ein 9-to-5-Job, aber de facto musste ich ständig erreichbar sein. Ich erinnere mich an Abende, wo ich gerade einen Film geschaut habe und plötzlich um zehn eine Teams-Benachrichtigung aufploppt – dann musste ich wieder voll ran. Da dachte ich mir irgendwann: „Will ich so wirklich leben?“ Und genau zu der Zeit fing es dann an, beim Poker zu laufen.

Was hast du aus dem letzten Jahr für dich mitgenommen?

Wahnsinnig viel! Ich habe Bücher gekauft, mir Videokurse reingezogen und alle möglichen Poker-Inhalte verschlungen. Aber am meisten habe ich durch den Austausch mit starken Spielern gelernt: über Hände diskutieren, Spots analysieren, über den mentalen Aspekt reden – das bringt einen enorm weiter. Die Zeit war ein riesiges Learning für mich.

Aber es gibt immer noch so viel, was ich verbessern will. Beispielsweise wollte ich schon lange mein Heads-up vertiefen. Ehrlich gesagt ist das nicht meine Stärke – und im Nachhinein ärgere ich mich, da nicht mehr Zeit investiert zu haben, gerade wenn's am Ende um 90.000€ geht. Ich hätte vielleicht weniger gespielt und noch gezielter an bestimmten Schwächen gearbeitet. Aber so läuft der Prozess eben.

Ich habe dein Spiel am Ende gesehen – im Heads-up hast du sehr selbstbewusst und aggressiv gewirkt. Was ist dir dabei durch den Kopf gegangen, obwohl du dich für diesen Part eigentlich nie speziell vorbereitet hast?

Eigentlich lief zu dem Zeitpunkt alles rund: Die Karten kamen, das Spielgefühl war super. Aber was ich definitiv gelernt habe: Zwischen Platz 1 und Platz 2 liegt geldtechnisch der größte Unterschied. Und wenn ich nochmal in so eine Situation komme und mein Heads-up nicht verbessert habe, lasse ich einfach Geld liegen. Genau an diesem Punkt will ich jetzt am meisten arbeiten.

Danke für das Interview, Oliver!