Steuern – der unerwünschte Begleiter bei jedem großen Gewinn
„Tod und Steuern“ – ein Spruch, der beim Gewinn der WSOP besonders zutrifft. Auf dem Bildschirm erscheinen 10$ Millionen, doch was am Ende tatsächlich auf dem Konto landet, sieht oft ganz anders aus. In vielen Fällen bleibt dem Gewinner nur etwa die Hälfte. Gerade bei der WSOP greifen die US-Steuergesetze besonders hart durch:
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Inländische Spieler (US-Bürger) – zahlen 24 % Bundessteuer auf Gewinne über 5.000$. Dazu müssen sie selbst die staatliche Steuer angeben und abführen, die je nach Bundesstaat zwischen weiteren 5 – 13 % betragen kann.
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Ausländische Spieler – besitzen sie kein ausgefülltes Formular W-8BEN und ihr Herkunftsland hat mit den USA kein Doppelbesteuerungsabkommen, wird ihnen automatisch 30 % des Gewinns einbehalten. Und das ist nur der Anfang, denn oft müssen die Spieler in ihrem Heimatland noch weitere Steuern zahlen, die sich von 0 % bis 50 % des Gewinns bewegen können.
Das magische Formular W-8BEN
Wer als Ausländer bei der WSOP spielt, braucht dieses Dokument: Das W-8BEN ist der Schlüssel, um den automatischen Steuerabzug von 30 % zu vermeiden. Mit dem Formular kann die Auszahlung brutto erfolgen – vorausgesetzt, das Heimatland hat ein Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA. Ohne W-8BEN bleiben nur 70 % vom Gewinn – und der Rest muss mühsam beim IRS zurückgeholt werden.
Beispiele, die weh tun
Die Freude über ein tolles Ergebnis und einen Millionengewinn hält oft nur bis zu dem Moment an, in dem die Spieler erfahren, welche Steuerpflichten sie erwarten. Hier einige Beispiele aus den letzten Jahren, bei denen der Gewinner finanziell bitter schlucken musste:
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Felix Stephensen (Norwegen) – Der größte Erfolg des jungen Norwegers war der zweite Platz beim WSOP Main Event 2014. Anschließend musste er jedoch die bittere Pille einer Steuer von über 50 % auf seinen Gewinn von 5,1$ Millionen schlucken. Da Poker sein Lebensunterhalt war, änderte sich seine steuerliche Einstufung. Stephensen lebte bereits zweieinhalb Jahre in London, wo er diesen Gewinn nicht hätte versteuern müssen. Norwegische Staatsbürger müssen jedoch erst nach drei Jahren im Ausland keine Steuern mehr in ihrer Heimat zahlen.
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Hossein Ensan (Deutschland) – Der gebürtige Iraner gewann den WSOP Main Event 2019. Seine 10$ Millionen reduzierten sich auf 5,4 Millionen, nachdem er als Profi-Spieler in Deutschland (46 %) Steuern zahlte. Noch unangenehmer für Ensan: Wäre er als Amateur-Spieler geführt worden, hätte er keinen Cent Steuern zahlen müssen.
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Andres Gonzalez (Spanien) – Verlor fast die Hälfte seines Gewinns für Platz 6 beim WSOP Main Event 2024. In den USA musste er keine Steuer zahlen, aber die spanische Einkommenssteuer lag bei 47 %. Sein Gewinn von 2$ Millionen blieb nach Abzug der Steuern daher gerade noch eine siebenstellige Zahl.
Nach einem lebensverändernden Gewinn die Hälfte seines Geldes zu verlieren, freut niemanden. Doch während die genannten Spieler einen erheblichen Teil ihrer Gewinne abgeben mussten, erging es ihnen dennoch besser als dem folgenden abschreckenden Beispiel:
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Dragan Kostic (Spanien) – Der gebürtige Mazedonier gewann 2011 als Zweitplatzierter beim EPT in Barcelona 532.000€ und gab den Gewinn nicht in der Steuererklärung an. Die spanischen Steuerbehörden „fanden“ ihn über die Hendon Mob-Datenbank. Das Ergebnis? 18 Monate Gefängnis, eine Strafe von 400.000€ und Steuerschulden in Höhe von 230.000€.
Gewinner mit vorteilhafter Wohnadresse
Viele Spieler haben die Bedeutung des Wohnsitzes schon vor ihrem Durchbruch erkannt. Entweder blieben sie deshalb in ihrem Herkunftsland, das keine hohen Steuern auf Gewinne erhebt, oder sie zogen in ein Land, das vorteilhaftere Bedingungen bietet.
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Koray Aldemir (Österreich) – Der Sieger des WSOP Main Event 2021 ist eigentlich ein deutscher Spieler, aber im Gegensatz zu Hossein Ensan (Sieger der WSOP 2019) entschied sich Aldemir für einen Umzug nach Österreich – und das war eine gute Entscheidung. In Österreich sind Pokergewinne steuerfrei und Aldemir musste von seinem 8-$-Millionen-Gewinn nichts abgeben.
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Boris Angelov (Bulgarien) – Dank eines Doppelbesteuerungsabkommens Bulgariens mit den USA wurde ihm bei seinem Gewinn von 2,5$ Millionen für Platz 5 beim WSOP Main Event 2024 in Amerika keine Steuer abgezogen. Auch in Bulgarien musste er keine große Steuerlast fürchten, da er nur 10 % Einkommenssteuer zahlen musste und den Rest behalten durfte.
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Martin Jacobson (UK) – Jacobson ist Schwede, aber sein Hauptwohnsitz ist in Großbritannien. Das war auch zum Zeitpunkt seines Sieges beim WSOP Main Event 2014 der Fall, als er 10$ Millionen gewann. Von dieser Summe zahlte er 0 % Steuern, da Pokergewinne in Großbritannien nicht steuerpflichtig sind. Erinnern wir uns daran, dass sein Finalgegner Felix Stephensen im Gegensatz zu Jacobson etwa 50 % seines Gewinns von 5,1$ Millionen für Steuern abgeben musste.
Die Bedeutung lebensverändernder Entscheidungen
Im Steuerdschungel kennt sich nicht jeder aus – aber wer ihn durchblickt, verschafft sich einen echten Vorteil. Der Unterschied kann ein Leben in Luxus oder ein steuerlicher Albtraum sein. Selbst der beste Spieler kann verlieren, wenn das Steuersystem nicht mitspielt. In der Pokerwelt zählt nicht nur, wie man spielt – sondern auch, wo und wohin der Gewinn fließt.
Quellen: PokerNews, PokerDiscover, CardsChat, VG, Winamax