Der Vorfall vor dem Bellagio
Spät am Sonntagabend kam es mitten auf dem Las Vegas Strip zu einer Schießerei, welche das sonst quirlige Vergnügungszentrum in Alarmbereitschaft versetzte. Die Tat ereignete sich direkt vor den weltbekannten Wasserfontänen des Bellagio Hotels – nur wenige Meter entfernt von den Räumen, in denen gerade die World Series of Poker 2025 läuft. Laut Videoaufnahmen, die in sozialen Netzwerken kursieren, konnte man einen Mann mit weißer Baseballkappe und Sonnenbrille erkennen, der plötzlich eine Waffe zog, mehrere Schüsse abgab und anschließend flüchtete. Passanten rannten in Panik in Sicherheit.
Streifenpolizisten am Strip waren sofort zur Stelle, da sie die Schüsse gegen 22:40 Uhr Ortszeit deutlich wahrnehmen konnten. Kurz darauf sperrten Mitglieder des Las Vegas Metropolitan Police Department (LVMPD) den Bereich rund um das Bellagio sowie angrenzende Casinos ab. „Wir reagieren auf eine Schießerei im 3600 Block des South Las Vegas Boulevard. Der Vorfall ereignete sich nicht innerhalb des Casinos. Bitte meidet das Gebiet“, teilte die Polizei via X der Öffentlichkeit mit.
Am Tatort fanden Ersthelfer zwei Personen mit Schussverletzungen am Boden – trotz intensiver Rettungsversuche erlagen beide Opfer noch vor Ort ihren Verletzungen. Die Polizei nahm unmittelbar darauf die mutmaßliche Täterperson fest und geht davon aus, dass es sich um einen, sogenannten, isolierten Konflikt handelt. Ermittlungen ergaben, dass der 41-jährige Schütze Manuel „Sin City Manny“ Ruiz und eines der Opfer einander kannten. Im Vorfeld der Tat hatte es offenbar bereits Auseinandersetzungen über Social Media gegeben. Medienberichten zufolge soll es sich um einen Streit zwischen bekannten lokalen YouTubern gehandelt haben, der schließlich eskalierte. Besonders schockierend: Das spätere Opfer „Finny Da Legend“ streamte zum Tatzeitpunkt live auf seinem Youtube-Kanal – Zuschauer konnten den Angriff teilweise in Echtzeit verfolgen.
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— Las Vegas Locally 🌴 (@LasVegasLocally) June 9, 2025
Die WSOP läuft weiter – Stimmung getrübt
Obwohl die Polizei zur Spurensicherung die umliegenden Straßen vorübergehend für Fußgänger und den Verkehr sperrte, lief der Spielbetrieb bei der WSOP auf der anderen Straßenseite in den Casinos Horseshoe und Paris wie geplant weiter. Die Sonntagsturniere wurden regulär fortgesetzt – viele Spieler*innen am Pokertisch bekamen zunächst gar nichts von dem Vorfall mit. „Die World Series of Poker läuft weiter, hier wurde nichts unterbrochen. Nur vor dem Bellagio ist jede Menge Polizei unterwegs“, berichteten Teilnehmer vor Ort. Auch im Bellagio selbst, wo zeitgleich das Mixed Game Festival XI stattfand, wurde der Pokerbetrieb nicht unterbrochen.
Trotzdem war der Schatten der Ereignisse unübersehbar: Die Nachricht von der Schießerei sorgte selbst zu später Stunde für Unruhe unter Pokerspielern und Besuchern – die Atmosphäre verdichtete sich spürbar, das Thema Sicherheit wurde an den Tischen und im Backstage-Bereich omnipräsent. Die WSOP-Organisation stand im engen Austausch mit den Sicherheitskräften der Casinos und beobachtete die Lage genau. Da der Vorfall klar außerhalb des Turnierareals stattfand und laut Polizei als isolierter Einzelfall gilt, gab es keinen Befehl zu Turnierunterbrechungen oder Evakuierungen. Dennoch wurde das Sicherheitspersonal an den Eingängen verstärkt und das Team blieb auf Abruf.
Reaktionen aus der Community und in sozialen Netzwerken
Die Meldung von der Schießerei verbreitete sich innerhalb der Poker-Community blitzschnell. Soziale Medien wurden binnen Minuten mit Videos und Augenzeugenberichten vom Tatort überschwemmt – viele dieser Aufnahmen wurden später wegen zu expliziten Inhalts wieder gelöscht. Auch die Originalaufnahme vom Youtube-Livestream verschwand schon kurz nach dem Vorfall von der Plattform. Der US-Profi Asher Conniff, Finalist beim Main Event der WSOP 2022, twitterte unmittelbar nach dem Zwischenfall: „Scheinbar gibt es gerade eine Active-Shooter-Situation vor dem Bellagio. Dutzende Polizeiautos, schwer bewaffnete Polizisten – passt auf euch auf, bleibt dem Strip fern.“
Ähnliche Warnhinweise und Appelle zur Vorsicht wurden von weiteren Spielern und Community-Mitgliedern verbreitet, die zu diesem Zeitpunkt in Las Vegas waren. So manchen WSOP-Veteranen ereilte ein unangenehmes Déjà-vu – die reale Schießerei weckte Erinnerungen an den falschen Alarm vom Sommer 2022, als ein Gerücht über einen angeblichen Active Shooter während der WSOP für Panik sorgte. Damals brach unter den Spielern im prall gefüllten Pokerraum Chaos aus, es gab Verletzte durch die fluchtartige Evakuierung. Diesmal, so viel Glück im Unglück, blieb den Teilnehmern im Turnierbereich eine Massenpanik erspart.
„Es ist erschreckend, dass es diesmal kein Fehlalarm, sondern eine echte Tragödie draußen war“, schrieb ein Diskutant im Pokerforum TwoPlusTwo. Andere zeigten sich erleichtert, dass der Vorfall nichts mit dem Pokerturnier zu tun hatte und nicht wahllose Touristen am Strip betroffen waren. Die Ermittlungen der Polizei laufen auch in den Folgetagen weiter. Nach aktuellem Kenntnisstand kannten sich Schütze und Opfer persönlich – Hintergrund soll ein eskalierter Online-Streit gewesen sein.
Quellen – People, PokerNews, Brobible, WSOP, News3lv