Unaufhaltsamer zweimaliger ME WSOP-Champion
Geboren in China und aufgewachsen in den USA, begann Johnny Chans Reise an die Spitze der Pokerwelt früh. In den 1980er Jahren machte er sich schnell einen Namen, doch es war der späte Teil des Jahrzehnts, der ihn zur Legende machte: Zwei Jahre in Folge – 1987 und 1988 – holte er sich den Titel beim WSOP Main Event. 1989 war er drauf und dran, Geschichte zu schreiben, mit der Aussicht auf einen nie dagewesenen dritten Sieg in Folge. Doch dann trat ein junger, hungriger Phil Hellmuth auf den Plan – und zerstörte Chans Traum vom Triple.
Auch wenn ihm das historische Triple verwehrt blieb, war Johnny Chans Platz in der Poker-Geschichte längst zementiert. Seine Triumphe und seine Ausstrahlung machten ihn zur lebenden Legende – so sehr, dass er sich selbst in einer unvergesslichen Szene im Kultfilm Rounders (1998) spielte. An der Seite von Matt Damon wurde er einem ganz neuen Publikum bekannt. Der Film wurde zum Wendepunkt für Poker als Mainstream-Phänomen – und Chan zur Symbolfigur einer ganzen Ära.
Das Geheimnis der Orange
Kaum ein Detail trug so sehr zur geheimnisvollen Aura Johnny Chans bei wie die Orange, die stets vor ihm auf dem Tisch lag. War sie ein Glücksbringer? Ein psychologischer Trick? Die Wahrheit war überraschend bodenständig: In den verrauchten Casinos der frühen 80er hatte Chan mit dem Rauchen aufgehört – und suchte nach einem Ausweg aus dem dichten Qualm. Bei einem Turnier schnappte er sich an einer Snackbar eine Orange, roch daran – und erlebte einen Moment frischer Klarheit. Er gewann das Event. Ab diesem Tag war die Orange immer dabei – ein stilles Symbol seiner Konzentration und Selbstkontrolle.
Bei beiden historischen WSOP-Siegen war sie dabei: die Orange, still auf Chans Tisch, wie ein stiller Talisman. Immer wieder hob er sie an die Nase, atmete tief ein – und fokussierte sich. Natürlich war es sein Talent, das ihn zur Legende machte, nicht ein Stück Obst. Und doch wurde gerade dieses kleine Detail zu einem Teil seines Mythos, eine Erinnerung daran, wie persönliche Rituale manchmal mehr bewirken, als man denkt.
Die Zeiten haben sich geändert – in modernen Casinos ist Rauchen heute streng geregelt. Doch die Orange, einst Chans Mittel gegen den Qualm, hat ihren Platz in der Pokerlegende behalten. Auch wenn sie in den späteren Jahren nur noch selten auftauchte, ist sie untrennbar mit seinem Namen verbunden – ein Symbol für Fokus, Disziplin und Stil.
Die Talismane anderer Spieler - Mango, Schildkröte und andere Kuriositäten
Johnny Chans Orange war mehr als nur ein persönliches Ritual – sie wurde zur Inspirationsquelle für eine ganze Generation von Pokerspielern. Ein besonders kurioses Beispiel lieferte Steve O'Dwyer im Jahr 2017: Beim PokerStars Championship in Macau saß er mit einer Mango auf dem Tisch – und gewann. Die Frucht war ein Geschenk von Yuan Li, ohne besondere Bedeutung. Doch O'Dwyer ließ sie liegen, aus einer Laune heraus – und schrieb damit seine eigene Talisman-Geschichte. Ein Sieg, eine Mango, ein weiterer bizarrer Mythos.
Chans Orange war nur der Anfang – viele andere Spieler entwickelten im Laufe der Jahre ihre eigenen Rituale. Greg Raymer etwa trug ein Fossil bei sich, das ihm den Spitznamen „The Fossil Man“ und 2004 den WSOP-Main Event Titel einbrachte. Noch legendärer war vielleicht Doyle Brunsons ungewöhnlicher Talisman: ein schwarzer Stein mit dem Ghostbuster-Logo, liebevoll „Casper“ genannt. Bevor sein Hut zum Markenzeichen wurde, war es dieser Stein, der ihn begleitete. Und wenn andere am Tisch verzweifelten, konnte man „Casper“ sogar mieten – für $200 pro halbe Stunde. Brunsons Antwort auf Pechsträhnen? Ein bisschen Magie – gegen Gebühr.
Chans Vermächtnis in der Welt des Pokers
Heute sieht man Johnny Chan nur noch selten bei großen Pokerturnieren – doch seine Legende lebt weiter. Sein Name ist untrennbar mit einer Ära verbunden, in der Poker noch nicht auf Fernsehbildschirmen rund um die Welt lief, sondern in verrauchten Casinos gespielt wurde. Und doch war es genau diese Zeit, in der Chan mit Stil, Intelligenz und seiner mysteriösen Orange Geschichte schrieb. Talismane beeinflussen sicher keine Karten – aber sie schenken Spielern Fokus, Zuversicht und ein bisschen Magie. Johnny Chan war einer der Ersten, der das verstanden hat. Und vielleicht war es genau das, was ihn unsterblich machte.
Quellen: Flickr, Wiki, Pokernews, YouTube