Michael „The Grinder“ Mizrachi bei 888Ride: Ein legendärer Run, welchen Phil Ivey als größte Leistung überhaupt bezeichnete

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David Tuchman eröffnete die neueste Episode von 888Ride mit einem Rückblick auf das, was „The Grinder“ bereits erreicht hat: Vier Titel im 50k Poker Players Championship, das wertvollste Bracelet aus dem WSOP Main Event, Zehntausende Fans weltweit und einen frischen Eintritt in die Poker Hall of Fame. Doch Mizrachi redet im Auto nicht nur über Zahlen – er spricht über Familie, Disziplin, das Glücksspiel, das ihn zu einem furchtlosen Spieler gemacht hat, und darüber, warum es ihm wichtiger ist, ein guter Mensch zu sein als „nur“ eine Legende am Tisch.

Von Miami zur Unsterblichkeit

Mizrachi wuchs in Nord-Miami mit drei Brüdern und einer Mutter auf, die in der Pokerwelt als „Mama Grinder“ bekannt ist. Im Interview erinnert er sich an die nie endende Rivalität mit seinen Brüdern und die Tatsache, dass praktisch die ganze Familie im Glücksspielland gelandet ist – von Robert über Don bis hin zu seinen eigenen Söhnen. Poker hat er sich selbst beigebracht, ohne Solver oder Trainingsvideos: Er habe niemals ein einziges Pokerbuch gelesen, statt dessen aber Stunden damit verbracht, Fernsehübertragungen und YouTube zu schauen, um seinen eigenen schwer lesbaren Stil zu entwickeln.

Betrachtet man seine „self-made“ Erfolge, muss man ehrfürchtig applaudieren: Viermal hat er das 50k Poker Players Championship gewonnen, einmal wurde er Vierter und einmal landete er direkt auf der Bubble, wobei er schätzt, dass er das Turnier nur etwa elf oder zwölfmal gespielt hat. Michael erklärt, dass er gerade in Konkurrenz mit den besten Spielern der Welt seine besten Leistungen erbringt, was er in diesem anspruchsvollsten Turnier der Welt bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer, Fernsehkameras und der immense Druck helfen ihm eher, als dass sie ihm schaden. Anstelle gelernter GTO-Theorie verlässt er sich auf „Instinkt und das Lesen der Seele des Gegners“ und fügt lächelnd hinzu, dass die meisten Menschen einfach nicht mit ihm am Tisch sitzen wollen.

Poker muss Spaß machen

Im Gespräch betont er mehrfach, dass es ihm egal ist, mit wem er am Tisch sitzt – Freizeitspieler, Top-Reguläre, High Roller Stars – sein Ziel ist es, dass alle eine gute Erfahrung machen. Mizrachi kann das unnötige „Tanking“, Kapuzen über dem Kopf und dunkle Brillen nicht ausstehen, die Poker zu einer sterilen, emotionslosen mathematischen Disziplin machen. Er spielt schnell, viele Hände und scheut sich nicht, in Spots Druck zu machen, wo die meisten Spieler nur passiv den Pot kontrollieren würden. „Ich will, dass Poker Spaß macht, deshalb sind wir alle am Tisch“, sagt er und erinnert daran, warum er oft als „Retter des unterhaltsamen Pokers“ bezeichnet wird.

Mizrachi bewegt sich heute zwischen Las Vegas, Florida und Turnieren weltweit – von Zypern und Israel bis hin zu geplanten europäischen Stationen wie Marbella, Skandinavien oder Estland. Neben Turnieren spielt er viele Cash-Games, bevorzugt PLO und Mixed Games, und sagt offen, dass ein Profi alle Spiele beherrschen sollte, um im Casino immer dort sitzen zu können, wo die größten „Fische“ sind. Daher versteht er auch, warum das 50k Players Championship für viele als das prestigeträchtigste Turnier der Welt gilt – und warum seine vier Siege als „größte Leistung in der Geschichte des Glücksspiel“ angesehen werden.

Familie, Gesundheit und Boxhandschuhe

Obwohl der Titel WSOP Main Event Champion, Hall of Fame und fast 30$ Millionen in Turniergewinnen wie ein erfüllter Traum erscheinen, wirkt Mizrachi bei 888Ride überraschend „geerdet“. Einen Großteil des Gesprächs widmet er seiner Familie – drei Söhnen und einer Tochter, die aufwachsen und sich nach und nach entscheiden, ob sie in die Fußstapfen des Vaters treten. Der älteste, Paul, hat bereits große Live-Turniere erlebt und laut seinem Vater „Poker im Blut“, der jüngere Joseph ist Michael am ähnlichsten – etwas wild, voller Energie und bereit für Spaß. Tochter Julie hat in der sonst männlich geprägten Familie eine neue Dynamik eingebracht und Michael zu einem stolzen „Girl Dad“ gemacht.

Neben der Erzählung über den Sohn, der nach dem Sieg des Vaters die langen 17-Stunden-Schichten auf dem Boot aufgab und auf „Daddys Bankroll“ umstellte, kommt auch ein ernsteres Thema auf – Gesundheit. Mizrachi spricht offen darüber, wie er das Vaping aufgegeben hat, den Alkohol reduziert hat und mit seinem Freund Chino Rheem eine sechsstelliges Prop Bet für eine Zeit ohne Rauch, Alkohol und Drogen vereinbart hat. Er hat angefangen, ins Boxgym zu gehen, trainiert mit seinem eigenen Sohn und betont, dass seine Priorität heute klar ist: „Wenn du im Poker keine Gesundheit hast, hast du nichts – jetzt ist Gesundheit für mich wichtiger als das Spiel selbst.“

„Du musst spielen, als wärst du der reichste Mensch der Welt“

Die stärksten Momente der Episode kommen, wenn das Gespräch auf das Risiko und die Angst vor Verlusten kommt. Mizrachi scheut sich nicht zuzugeben, dass er in der Vergangenheit viel Geld verloren hat – sei es beim Baccara oder auf dem Immobilienmarkt während der Krise 2007. Statt Bedauern sieht er darin eine Lektion, die ihn gelehrt hat, ohne Angst zu spielen: „Die besten Pokerspieler sind meiner Meinung nach die, die einen Hauch von Gambler in sich haben und keine Angst haben zu verlieren. Du musst so spielen, als wärst du der reichste Mensch der Welt.“

Ein weiterer starker Punkt aus dem Auto ist sein Blick auf das Image des verrückten Aggro-Spielers. Der Grinder gibt zu, dass er in seinen jungen Jahren zu viel geblufft hat, aber heute nutzt er sein Image anders – bewusst blufft er weniger, lässt die Gegner „Hero Calls“ machen, wo er wirklich starke Hände hat, und profitiert von dem Chaos, das er um sich herum schafft. All das verbindet er mit Menschlichkeit: Er verweigert nie ein Foto, versucht, alle am Tisch zu unterhalten, und wenn man sein Lächeln im Spiel nicht sieht, wird man es sicher sehen, wenn er den Tisch verlässt.

Vier Bracelets im Jahr 2026 und wichtigere Dinge als Poker

Auch wenn die meisten Spieler nach so einem Jahr einfach „die Füße hochlegen“ würden, hat Michael Mizrachi bereits neue Ziele im Visier. Mit einem Lächeln erzählt er Tuchman, dass sein Plan für 2026 mutig ist – vier WSOP-Bracelets zu gewinnen, vielleicht einen großen Titel in Europa wie die EPT, und noch mehr Erfolge in Mixed Games zu erzielen. Bei alledem wiederholt er jedoch, dass das Wichtigste ist, fest auf dem Boden zu bleiben, ein guter Vater und Partner zu sein und die anderen so zu behandeln, wie er selbst behandelt werden möchte.

„Ich denke, ich habe mir im Poker einen Ruf aufgebaut – der Gewinn des Main Events war die Bestätigung. Aber das Wichtigste ist, ein guter Mensch zu sein und im Leben das Richtige zu tun“, appelliert er an alle, die ihn heute als Symbol des modernen Grinders sehen. All das und vieles mehr könnt ihr in der gesamten 45-minütigen Episode hier hören:

 

 

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