Matt Berkey bei 888Ride: High Roller sind vielleicht besser als ich – aber ich verdiene mehr

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Der Weg vom Grinder zum respektierten Profi

Berkey begann an der Ostküste der USA, entfaltete jedoch seine Pokeridentität erst in Los Angeles voll, wo er in die Welt der High Stakes Cash Games eintauchte. Obwohl Fans ihn oft mit Turnierergebnissen in Verbindung bringen, sah er sich selbst nie als Turnierspezialist. „Ich fühlte mich bei Turnieren nie völlig wohl. Ich kam immer zu dem zurück, was mir Sicherheit gab – den Cash Games,“ gesteht er.

Selbst wenn er fast ein Jahrzehnt lang an WSOP-Finaltischen saß oder im Super High Roller Bowl spielte, waren Turniere für ihn eher eine Ergänzung und ein Weg, um sich Zugang zu noch größeren privaten Spielen zu verschaffen. Durch Turniere öffnete er die Türen zum legendären Ivey Room, wo die Besten der Besten über Jahre hinweg zusammenkamen.

Poker, das sich jedes Jahr verändert

Im Gespräch denkt Berkey darüber nach, wie sich die Pokerszene entwickelt. Früher hatten seiner Meinung nach die Cash Game-Spieler die Nase vorn, heute hat sich das Blatt gewendet. „Turnierspieler sind wie Schachspieler – sie beherrschen Dutzende Formationen, ICM-Modelle und Szenarien von fünf bis fünfzig Big Blinds“, sagt er mit Respekt.

Gleichzeitig warnt er jedoch, dass es auch eine Schattenseite hat, ein Top-Turnierprofi zu sein. „Diese Jungs leisten enorme Arbeit für zehn bis zwölf Prozent ROI. Sie sind vielleicht zwanzigmal besser als ich, aber ihr Stundenlohn beträgt zehn bis zwanzig Prozent von meinem“, fügt er hinzu. Für Berkey geht es heute im Poker mehr um Balance – darum, das Spiel zu genießen, die Leidenschaft zu bewahren und gleichzeitig den Lebensrhythmus nicht zu verlieren.

Das Leben hinter dem Mikrofon

Nach Jahren am Tisch interessierte sich Berkey mehr für Inhalte und die Community. Sein Projekt Only Friends wurde zu einem der meistgehörten Poker-Podcasts weltweit – mit über 700 Episoden, die Poker, Business und persönliche Themen kombinierten.

„Ich hatte nie die Ambition, eine Persönlichkeit zu werden. Ich wollte nur etwas Wertvolles in die Community bringen“, erinnert er sich. Und fügt hinzu, dass auch sein Rivale Doug Polk eine wichtige Rolle dabei spielte, seinen Aufstieg in den Vordergrund zu fördern. „Doug hat eine Trash-Talk-Marketingstrategie gewählt – also musste ich sichtbarer werden“, sagt er lachend. Berkey gibt heute zu, dass Popularität neue Türen öffnete. Sie lehrte ihn aber auch Demut: „Ich habe gelernt, dass das, was du sagst, und das, was die Leute hören, nicht immer dasselbe ist.“

Die Suche nach der nächsten Herausforderung

Als die Frage nach der Zukunft kam, reagierte Berkey gelassen. „Vielleicht bringen wir unseren Podcast zurück, aber ich möchte eher etwas machen, das über Poker hinausgeht. Ich liebe es, Dinge von Grund auf aufzubauen – ein Unternehmen, eine Community, eine Marke.“

Gleichzeitig zeigte er sich überrascht, dass weder WSOP noch WPT während der Serien einen eigenen Live-Podcast haben. „Stellt euch vor, es gäbe bei der WSOP ein Format wie die Pat McAfee Show, wo Finalisten während der Pausen zu kurzen Interviews kommen. Das würde das Spiel auf eine ganz neue Ebene bringen“, erklärt er. Berkey ist überzeugt, dass gerade Authentizität und direkter Kontakt mit Spielern dem Poker die Energie zurückgeben können, die es in der Moneymaker-Ära hatte.

Auf die Frage, was er tun würde, wenn er die WSOP leiten könnte, antwortet er klar – mehr Raum für Spieler, mehr Geschichten und bessere Vorbereitung der Dealer. „Die WSOP ist eine großartige Organisation, aber um ihren Zauber zu bewahren, müssen wir zu den Spielern zurück – wir brauchen mehr Emotionen“, sagt er. „Jedes Jahr wissen wir, dass wir Tausende von Dealer brauchen. Warum nicht schon im April mit der Schulung beginnen? Wir könnten ihnen Arbeit, Bildung und Qualität für die Serie bieten.“

Und sein abschließender Rat für jeden, der zum ersten Mal nach Vegas kommt? „Hab keine Angst, dein Geld in die Mitte zu schieben. Früher oder später bustest du – wichtig ist, wie du es gespielt hast.“

Das gesamte Interview mit Matt kannst du dir hier ansehen: