Mich interessiert vor allem: Was war für dich eigentlich der Auslöser? Wie kam es überhaupt dazu, so ein Festival ins Leben zu rufen? Und warum gerade ein Festival, um deine Vision zu verwirklichen?
Also mein Hintergrund ist... Ich habe eigentlich schon als Kind Veranstaltungen organisiert: Partys, Fußballturniere, verrückte Aktionen. Irgendwann, so mit sieben oder acht Jahren, hatte ich meine ersten Kontakte mit Poker—damals mit meinen Eltern. Später, 2004 in Finnland, kam der große Onlinepoker-Boom und ich habe angefangen, sowohl online als auch live im Casino Helsinki zu spielen. Ich war sofort Feuer und Flamme.
Zu der Zeit hatten sich meine Fähigkeiten im Eventmanagement auch weiterentwickelt—ich habe in Helsinki den Social Club gegründet, das war praktisch die erste Afterwork-Party-Reihe Finnlands. Fünf Jahre lang jeden Freitag, mit Freunden abhängen, Networken, Sprudelwasser trinken. Als dann Poker immer populärer wurde, wollten Unternehmen wie Betsson und Co. plötzlich an genau diese Zielgruppe. Unsere Events waren das perfekte Pflaster, um Leute zusammenzubringen. Also haben wir begonnen, für diverse Pokerbrands Launch-Partys in Bars zu organisieren.
Parallel dazu hatten Freunde von mir in Stockholm diesen Poker-Undergroundclub namens Sviten—da entstand dann die Idee zum Schweden-vs.-Finnland-Pokerbattle. Der Ursprung war eigentlich ein freundschaftlicher Wettkampf: Die Schweden waren überzeugt, sie seien die Könige; wir Finnen haben das natürlich völlig anders gesehen. 2005 habe ich dann 50 Finnen nach Stockholm zum ersten echten Showdown geschickt.
Wir sind mit der Fähre rüber—und sagen wir‘s mal so: Es wurde ordentlich gefeiert. Als wir im Club ankamen, waren wir komplett durch: total verschwitzt, laut, ziemlich angeschlagen. Die Schweden dagegen alle ausgeschlafen und ready—und wir wirkten wie direkt aus der Sauna. Aber irgendwie... haben wir sie komplett zerstört. Neun von zehn Spielern am Finaltisch waren Finnen. Völliger Wahnsinn. Finnland hat das allererste 'Poker-Finnkampen' gewonnen.
Danach war klar: Das müssen wir öfter machen—diesmal aber legal. Also ging es für mehrere Jahre viermal jährlich nach Tallinn zu großen Pokerturnieren. Gleichzeitig haben wir gemerkt, dass viele Spieler Unterstützung bei Sponsordeals brauchten. So entstand Poker Icons—die erste richtige Talentagentur für Poker-Pros. Wir haben mit Leuten wie Anette Obrestad, Chris Moorman, Devilfish oder Jamie Gold gearbeitet. Bei Full Tilt hatten wir rund zehn Pros unter Vertrag, dazu weitere bei PokerStars.
Damals habe ich noch parallel bei Nokia gearbeitet, aber irgendwann habe ich immer mehr Verantwortung übernommen—vor allem als wir gemerkt haben, dass einige Partner Geld veruntreut hatten. Wir haben aufgeräumt, ich wurde CEO und habe versucht, den Laden wieder auf Kurs zu bringen. Kaum lief es wieder richtig, kam Boom—Black Friday. Über Nacht war Onlinepoker tot, Poker Icons Geschichte. Trotzdem haben wir weiter unsere Nordic Turniere organisiert—wie Finnland gegen Schweden—und die Community immer weiter ausgebaut. Das war der Startschuss.
Also du hast die Agentur geleitet und Events veranstaltet?
Genau. Ich habe mit sechs Freunden zusammen die Poker-Talentagentur gegründet, aber als wir die Finanzprobleme entdeckt haben, haben wir aufgeräumt, ich wurde CEO. Black Friday hat dann aber die Onlinebranche zerstört und Poker Icons begraben. Dennoch: Live-Events wie Pokerfinnkampen liefen weiter, selbst während meiner Jobs bei Nokia und meiner eigenen Filmproduktion. 2014 habe ich dann das Cash Game Festival mit hoch gehoben—eine Europa-Tour mit über 30 Stops. Es war kultig, aber finanziell wirklich schwierig.
In der Pandemie habe ich mich kurz zurückgezogen, aber schnell gemerkt: Poker fehlt mir. Außerdem hat sich das Geld inzwischen Richtung Blackjack, Roulette, Slots verschoben—da kam mir die Idee: ein großes Mixed-Games-Pokerfestival. Der Kern bleibt Poker, trotzdem öffnen wir uns für verschiedene Formate.
Ich habe das Konzept PokerListings vorgestellt, wir wurden Partner, das erste Event in Tallinn wurde wegen einer erneuten Pandemie-Welle aber gecancelt. Schließlich haben wir in Bratislava Premiere gefeiert, danach kamen Malta, Nottingham und das King’s Casino. Mittlerweile führe ich The Festival Series ganz allein und der Fokus liegt klar auf Mixed Games—auch wenn wir im Hintergrund heimlich ein Texas Hold’em Event mit 500.000€ Preispool laufen lassen. Ich bin stolz auf das, was wir aufgebaut haben. Die Pläne sind groß—und das ist erst der Anfang.
War es schwierig, das alles als Einzelkämpfer zu stemmen?
Ich war schon immer Unternehmer—aber wirklich alleine mache ich das nie. Das funktioniert nur, weil ich ein geniales Umfeld habe. Du zählst genauso dazu. Melvin und Pljuw sind Vollzeit dabei. Der Rest des Teams kommt zu den Festivals angeflogen, aber außerhalb der Events sind wir sehr schlank aufgestellt.
Und jetzt in Rozvadov? Wir bieten dieses Jahr mehr Side-Action als je zuvor—mit zwei Leuten weniger im Team! Eine Person habe ich zu 100% ersetzt, der Rest schultert die übrigen Aufgaben. Und trotzdem: Wir leben noch, trinken Tee und haben Spaß an dem, was wir tun.
Was treibt dich immer weiter an?
Was mich antreibt? Ich liebe Poker. Ich liebe es, Menschen zu treffen. Und ich bin überzeugt: Wir verändern die Szene—Stück für Stück. Niemand anderes hat Mixed Games in Europa so auf die Landkarte gebracht wie ich. Punkt.
Mit dem Cash Game Festival habe ich die schwedische Szene nach Europa gebracht. Und heute? Ich kämpfe, um Chinese Poker wieder groß zu machen. Das Format galt schon fast als tot—wir hatten 92 Spieler beim Open-Face Chinese. Kein Witz! Sogar ein Schafkopf-Turnier gab es—und 180 Teilnehmer, mitten während des Festivals!
Wodurch unterscheidet sich The Festival von anderen Poker-Events?
Für mich ist Poker nicht alles. Das Leben ist mehr als Poker. Tatsache ist: 90% der Spieler verlieren Geld am Tisch. Das ist einfach so. Deshalb: Spiel verantwortungsbewusst. Geh nur an den Tisch, wenn du dir den Einsatz locker leisten kannst und trotzdem Spaß hast. Unser Festival ist viel mehr als Poker. Man lernt Leute kennen, trinkt ein Bier zusammen, feiert das Leben.
Poker-Spieler sind oft introvertiert, sitzen allein am Rechner. Wir helfen, dass sie auftauen. Dafür gibt’s die Lounge, die Fun Zone, Fußball, den Pool—echte Gastfreundschaft. Und wir qualifizieren unfassbar viele Spieler online. Für diesen Stopp allein 130–140 Packages, in Malta vielleicht 190. Zahlen, wie man sie sonst nur von PokerStars kennt. Klingt verrückt, aber so ist es. Mein Traum—und ich kann oft selbst kaum glauben, dass das real ist.
Aber ich brenne dafür. Das sieht jeder. Acht Firmen sind an diesem Projekt beteiligt—und ich verdiene damit kaum echtes Geld. Vielleicht mal hier und da, aber im Grunde bin ich arm. Das ist mir egal. Ich liebe, was ich mache. Jemand hat mir mal gesagt: „Das ist das beste Festival, das ich je erlebt habe.“ Und ich finde: zu Recht. Weil wir eben etwas anderes kreieren.
Wir sind im King’s Casino, verstehst du? Eines der renommiertesten Pokerhäuser Europas. Und wir feiern während Tag 2 des Main Events bei der High Roller Final Table einfach Karaoke. Das gibt’s sonst nirgends. Und Rozvadov? Viele behaupten, da sei nichts los. Totaler Quatsch. In 40 Minuten bist du auf fünf Golfplätzen, hast Europas größte Paintball-Arena und Top-Restaurants zur Auswahl.
Wir sind nicht am Ende der Welt. Sogar ein McDonald’s steht hier—und die bauen nur dort, wo wirklich viele Leute sind. Die meisten sind einfach zu bequem, überhaupt aus dem Casino rauszugehen. Wer sich aber ein bisschen bewegt, entdeckt, wie genial es hier eigentlich ist.
Wie geht’s jetzt weiter?
Nächstes Jahr planen wir vier komplette Festivals plus diverse Wochenend-Events—wie etwa in Tallinn. Vielleicht ein OFC-Weekend, vielleicht ein High Roller-Stopp. Vielleicht machen wir sogar was mit Skifahren. Mal schauen. Auch online laufen Satellites—mit über 2 Millionen Euro an Guarantees. Wer gewinnt, sichert sich Packages für unsere Live-Events. Einfach verrückt. Und dennoch... die meisten kennen uns immer noch nicht. Macht aber nichts. Die Richtigen werden uns schon finden. Das hier ist wirklich erst der Anfang.
Ist ein Comeback nach UK mit The Festival geplant?
UK ist zurzeit ein schwieriger Markt für Pokerveranstaltungen. Die Anreise ist kompliziert, das britische Pfund ist teuer, dazu noch strenge Glücksspielgesetze. Als europäischer Spieler kann man oft nicht mal mit Karte zahlen—du musst Cash in Pfund mitbringen, und gewinnst du etwas, bleibst du auf deinen Pfund sitzen, die du außerhalb kaum nutzen kannst. Brexit hat Poker hier sicher nicht leichter gemacht, im Gegenteil—es ist alles noch komplizierter. Vielleicht klappt's irgendwann nochmal, aber aktuell ist es wirklich hart.
Hat sich dein Charakter während dieser Reise verändert?
Null.
Gar nicht? Bist du wirklich noch derselbe?
Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr der gleiche verrückte Typ geblieben. Aber klar, in den letzten fünf Monaten habe ich aufgehört, Alkohol zu trinken. Nach einem Trip nach Costa Rica mit meinen Kids war Schluss—der Gesundheit und dem Wohlbefinden zuliebe. In mancher Hinsicht war ich vielleicht in einem Loch und hab gemerkt, es ist Zeit, was zu ändern. Also: Schluss mit Rauchen, Schluss mit Snus, Schluss mit Alkohol. Mindestens ein Jahr durchziehen, das ist mein Ziel.
Alles auf einmal? Wie war deine erste Woche?
Richtig heftig. Schwer, schwer, schwer. Und ist es manchmal immer noch. Du bist auf einer Party, jeder fragt: „Hey, gibst du mir ein Stück Käse?“ Und ich so: „Ja... aber nein.“ Aber ich zieh’s durch.
Planst du noch weitere Projekte oder Veränderungen in deinem Leben?
Definitiv. Ich werde wahrscheinlich noch zwei weitere Firmen in völlig anderen Bereichen gründen—acht reichen einfach nicht. Mein Traum ist es, zwischen Nord- und Südhalbkugel zu pendeln: den Sommer in Europa, den Winter in Südamerika zu verbringen. Letzten Winter war ich einen Monat in Kolumbien, einen Monat in Costa Rica. Das fühlt sich genau richtig an—hier kalt, dort warm.
Das will ich dieses Jahr wieder machen—und am liebsten für den Rest meines Lebens. Vielleicht bringe ich das Festival irgendwann sogar nach Amerika. Die Pokerszene in Brasilien wächst rasant, wer weiß?
Danke Franke für deine Offenheit—und alles Gute weiterhin!