Der nächste Gast von David Tuchman in der Show 888Ride ist niemand Geringeres als Maria Ho – professionelle Pokerspielerin und bekannte TV-Moderatorin/Kommentatorin. In ihrer Karriere hat sie bei Live-Turnieren mehr als 5,5 Millionen Dollar erspielt, wobei ihr größter Erfolg bei der WSOP 2011 kam, wo sie im NLH $5.000 Event den 2. Platz belegte und 540.020$ gewann. Langfristig zählt sie zu den erfolgreichsten Frauen im Circuit – bei der WSOP hat sie über 80 Cashes und mehrere Final Tables erreicht, bei der WPT sogar einen Titel gewonnen.
„Am stolzesten bin ich darauf, dass ich immer noch hier bin,“ antwortet sie ohne zu zögern auf eine von Davids ersten Fragen. Dabei denkt sie nicht an ein bestimmtes Turnier oder eine bestimmte Trophäe. In einem Spiel, in dem viele Namen schnell verblassen, sieht Maria Ausdauer als den größten Erfolg. Jedes Jahr versucht sie, nach eigenen Worten, besser zu sein als im Vorjahr – nicht reicher, nicht berühmter, sondern eine bessere Spielerin und gereiftere Persönlichkeit.
Wenn Leidenschaft zum Beruf wird
Maria gibt offen zu, dass je mehr man weiß, desto klarer wird, wie viel man noch nicht weiß. Momente, in denen sie ihre eigenen Grenzen erkannte, gab es mehr als genug während ihrer Karriere. Doch genau diese haben sie weitergebracht. Nicht die Siege, sondern die Konfrontationen mit Spielern, die „etwas freischalteten, das sie in dem Moment noch nicht hatte“.
Gleichzeitig spricht sie darüber, wie sich die Beziehung zum Poker verändert, wenn Leidenschaft zum Beruf wird. Früher hätte sie Nächte durchgespielt, nur aus Freude am Spiel. Heute ist sie strenger mit sich selbst, analysiert mehr und bewertet mehr. Die Liebe zum Spiel ist nicht verschwunden, sie hat sich nur verwandelt. Aus unbeschwerter Freude entstand allmählich Respekt vor dem Prozess.

Strenge Erziehung und der Blick nach innen
Ein großer Teil ihrer Weltsicht wurde durch ihre Kindheit in einem strengen familiären Umfeld geprägt. Ihre „Tiger mom“ lehrte sie Disziplin, baute aber gleichzeitig in ihr ein starkes Bedürfnis nach Widerstand auf. Poker wurde der erste Ort, an dem sie ihre Wettbewerbsfähigkeit voll ausleben konnte, die sie vorher nirgendwo anders einsetzen konnte. Genau deshalb hielt sie so lange durch.
Heute wendet sie sich zunehmend nach innen. Weniger das Streben nach Meilensteinen, mehr das Nachdenken über Balance. Weniger das Bedürfnis, der Welt etwas zu beweisen, mehr der Wunsch, für die Familie, für sich selbst und für Dinge präsent zu sein, die langfristig bedeutsam sind. Poker verschwindet nicht aus ihrem Leben, hört aber auf, die einzige Achse zu sein, um die sich alles dreht.
„Scheitern ist nichts, wovor man Angst haben muss,“ sagt sie. Gerade Poker hat sie gelehrt, dass Fehler unvermeidlich sind und dass die Stärke nicht in ihrer Abwesenheit liegt, sondern in der Fähigkeit, trotz ihnen weiterzumachen. Vielleicht wirkt Maria Ho heute deshalb ausgeglichener als je zuvor. Nicht, weil sie alles erreicht hat, sondern weil sie nichts mehr jagen muss. Und in einem Spiel, in dem Erfolg oft nur am Gehaltsscheck gemessen wird, ist das vielleicht der größte Luxus.
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