Legenden für die Ewigkeit: Die prägendsten Pokergrößen der Geschichte (Teil 1)

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Was macht echte Pokerlegenden aus? Es sind nicht nur ihre unfassbaren Skills und die Fähigkeit, Gegner wie offene Bücher zu lesen. Es sind Charisma, einzigartige Lebenswege und ein bleibender Einfluss auf die gesamte Pokerszene. Jede dieser Persönlichkeiten steht für etwas Besonderes: Manche schrieben Geschichte mit spektakulären Siegen, andere setzten mit Spielstil oder kompromisslosem Auftreten Zeichen. Wer sind die Spieler, die über die Jahrzehnte das Spiel geprägt und unvergessliche Spuren hinterlassen haben?


Pioniere des Pokers: Wo Legenden geboren wurden
 

Jedes Spiel hat seine Gründerväter, und auch Poker macht da keine Ausnahme. In diesem Zusammenhang fällt ein Name besonders auf: Wild Bill Hickok. Diese Ikone des Wilden Westens wurde nicht nur als Revolverheld berühmt, sondern war auch berüchtigt für seine Pokerleidenschaft. Der Mythos um die „Dead Man’s Hand“ – zwei Asse und zwei Achten, die Hickok wohl gehalten haben soll, als er 1876 beim Pokerspiel im Deadwood-Saloon von hinten erschossen wurde – versetzt selbst heute noch viele in Ehrfurcht. Ob Legende oder historische Wahrheit: Hickok verlieh Poker genau die wilde Romantik von Abenteuer und Gefahr, die das Spiel bis heute umgibt.

Einige Jahrzehnte später zog Poker von staubigen Saloons auf die grünen Filzflächen der Casinos – das Zeitalter der Profis begann. Einer der ersten ganz großen Namen: Johnny Moss. Er war der allererste offizielle Champion der World Series of Poker überhaupt, denn 1970 bestimmten ihn die anderen Teilnehmer im Voting zum Sieger. Mit drei Main Event-Titeln und einer endlosen Liste legendärer Cash Game-Schlachten wurde Moss als „Grand Old Man of Poker“ zur Legende. Berühmt ist die Geschichte seines Marathon-Heads-ups gegen Nick „The Greek“ Dandolos, das angeblich zur Geburt der WSOP inspirierte. Manchmal braucht es nur ein einziges episches Duell, um Geschichte zu schreiben.


Die goldene Ära der WSOP: Genies, Showmen und Charakterköpfe
 

In den 1970er Jahren begann das moderne Turnierpoker zu wachsen und hevor brachte es Spieler, die das Spiel für immer revolutionierten. Ihre Erfolge am Tisch waren bemerkenswert, doch zur Unsterblichkeit wurden sie erst durch das Zusammenspiel von außerordentlichem Talent, einmaliger Persönlichkeit und faszinierenden Lebensgeschichten.

Doyle Brunson, der „Godfather of Poker“, gehörte zu den unumstrittenen Respektspersonen der Pokerwelt. Sein Stil? Immer mutig, aggressiv, kompromisslos – genau das, was Poker brauchte, um als Denksport ernst genommen zu werden. Seine zwei Main Event-Siege bei der WSOP (1976, 1977) holte er jeweils – kaum zu glauben – mit derselben legendären Starthand: 10♠️2♠️. Die „Doyle Brunson Hand“ ist seither in der Szene Kult. Noch größeren Einfluss hatte sein Buch Super/System, das erstmals offen tiefgreifende Strategien verriet, die bis zu diesem Zeitpunkt streng gehütet wurden. Viele Profis nennen es bis heute die „Poker-Bibel“ – weil Brunson mit seiner Offenheit die Entwicklung des Spiels um Jahrzehnte nach vorne katapultierte.

Stu Ungar, der „The Kid“ genannt wurde, war das komplette Gegenteil: ein Wunderkind mit rohem Talent und tragischer Lebensgeschichte. Schon als Teenager beherrschte er das legendäre Kartenspiel Gin Rummy, doch als ihm bald niemand mehr das Wasser reichen wollte, wechselte er ins Pokerlager – und stellte dort alles auf den Kopf. Schon mit 26 Jahren gewann er 1980 und 1981 back-to-back das WSOP Main Event, sein Gespür für Gegner galt als fast übermenschlich. Nach harten Jahren mit Abstürzen kehrte er 1997 wie ein Phönix zurück, holte seinen dritten Main Event-Titel und starb kurz darauf, nahezu mittellos, in einem billigen Motel. Ein brillanter Kopf, Opfer seiner Dämonen – noch heute ist seine Geschichte eine Warnung und Inspiration zugleich.

Eine völlig andere Figur war Amarillo Slim – bürgerlich Thomas Preston. Extravagant, wortgewandt, immer mit Cowboyhut und bereit für die nächste spektakuläre Wette. WSOP-Champion 1972, wurde er nicht allein durch sein Poker, sondern auch als Showman zur öffentlichen Ikone. Seine legendären Prop Bets – wie etwa die, einen Tennisprofi mit einer Bratpfanne statt Schläger zu besiegen, was ihm tatsächlich gelang – brachten ihn in TV-Shows wie die Tonight Show, wo er Poker Millionen von Fernsehzuschauern nahebrachte. Slim gründete den Super Bowl of Poker, damals hinter der WSOP die zweite große Turnierserie überhaupt und half maßgeblich, Poker zu einem Massenphänomen zu machen, als es noch im Schatten der Casinos stand.

Brunson, Ungar und Slim – dieses Trio steht wie kein anderes für die goldene Ära der WSOP. Doyle als Mentor und Stratege, Stu als tragisches Genie und Slim als Entertainment-Genie. Sie verkörperten, dass Poker weit mehr als reines Glücksspiel ist: Es ist ein Wettstreit charismatischer Persönlichkeiten, Köpfchen und Leidenschaft.


Fazit: Die Legendenreise geht erst los
 

Die Pokerwelt ist gespickt mit faszinierenden Charakteren – vom Wildwest-Mythos packender Saloon-Duelle bis zu den schillernden Champions der goldenen WSOP-Ära. In diesem Auftakt unserer Serie hast du die Pioniere kennengelernt: Spieler, die die Moderne einleiteten, Poker nicht nur gewannen, sondern geformt und durch ihre Persönlichkeit, ihren Genius oder ihre Dreistigkeit überhaupt erst groß machten. Doch das Beste kommt erst noch.

In den kommenden Teilen blicken wir auf neue Stars, die die Onlinewelt dominierten, streitbare Spieler, die die Community spalteten, und auf jene, die das Gesicht der aktuellen Pokerszene prägen. Du erfährst Geschichten, die inspirieren, schockieren oder einfach nur ein Lächeln aufs Gesicht zaubern – und du verstehst, warum echte Pokerlegenden viel mehr sind als einfach nur Turniersieger. Bleib dran – das Spiel hat gerade erst begonnen.