Joe Cada im 888Ride: Alle sagten, ich hatte nur Glück. Aber ich wusste, dass ich spielen kann

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Der Weg vom Online-Grinder zur Unsterblichkeit

Als Joe Cada 2009 als 21-jähriger das WSOP Main Event gewann, wurde er von der Welt als "glücklicher Junge aus dem Online-Poker" bezeichnet. Doch er wusste, dass hinter seinem Erfolg jahrelange Disziplin und Erfahrung aus Tausenden von Spielen steckten. „Alle sagten, ich hatte nur Glück. Aber nach dem Sieg spielte ich immer noch die höchsten Einsätze online und die meisten Spieler machten lieber einen Bogen um mich“, erinnert sich Cada.

Poker wurde schon seit seinen Teenagerjahren seine Schule fürs Leben. Während die meisten seiner Altersgenossen sich mit dem Studium beschäftigten, hatte er sein Haus abbezahlt und eine Bankroll, die ihm den Weg in die Welt ebnete. „Ich war Realist. Ich wusste, wie Varianz funktioniert, und ich habe nie erwartet, sofort zu gewinnen. Aber ich wollte bereit sein, wenn die Chance kommt.“

WSOP als Sommerlager für Profis

Für Joe ist die World Series of Poker mehr als nur eine Turnierserie – es ist ein Ritual, eine Erinnerung an die Jugend und ein Treffen mit alten Freunden. „Jeden Sommer ist es wie eine Rückkehr ins Sommerlager. Ich treffe Freunde aus Michigan, die ich das ganze Jahr nicht sehe, und plötzlich sind wir alle zusammen in Las Vegas,“ sagt er mit einem Lächeln.

Im Laufe der Jahre sammelte er vier Bracelets, fast 15 Millionen Dollar in Live-Gewinnen und unzählige Momente, die ihn prägten. Trotz des Erfolgs bleibt er bescheiden – er betont, dass hinter allem eine Kombination aus Geduld, Beobachtung und Anpassungsfähigkeit steckt. „Das Wichtigste ist, sich auf jede Hand zu konzentrieren, nicht auf das Ergebnis. Viele Spieler bekommen Angst, wenn ihr Stack um ein paar Blinds sinkt. Aber das Main Event ist kein Grund zur Panik, es geht um Ausdauer.“

Wie man mit dem Etikett „glücklicher Gewinner“ umgeht

Nach seinem Triumph im Jahr 2009 stand Cada vor dem typischen Schicksal junger Champions – die Öffentlichkeit schrieb ihm mehr Glück als Können zu. Doch er antwortete mit Ergebnissen. Neun Jahre später, 2018, überraschte er die Welt erneut – er gewann zwei Bracelets und erreichte den fünften Platz im Main Event, womit er sich unter den beständigsten Spielern seiner Generation einreihte.

„Einige nannten mich damals nur einen glücklichen Jungen. Aber ich wusste, wie viel Arbeit ich investiert hatte. Poker war die einzige Sache, bei der ich mir hundertprozentig sicher war“, sagt Cada und fügt hinzu, dass ihn die Kritik zwar schmerzte, aber auch wachsen ließ: „Als die WSOP mich unter die 50 besten Spieler der Geschichte aufnahm, war das eine riesige Anerkennung für mich. Ich fühlte, dass ich endlich den Respekt hatte, den ich mir immer selbst zugestanden hatte.“

Über Psychologie und Anpassung am Tisch

Jeder, der sich auf sein erstes WSOP Main Event vorbereitet, macht laut Cada denselben Fehler – er hört auf, sein Spiel zu spielen. „Die Leute fangen an, Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Sie haben das Gefühl, etwas tun zu müssen, wenn sie von 50.000 auf 35.000 Chips fallen. Aber das Main Event ist ein Marathon, kein Sprint“, erklärt er.

Seine größte Waffe ist die Beobachtung. „Man muss sich nur umsehen – einige sind nervös, andere euphorisch, wieder andere wollen die Chips, die sie gerade gewonnen haben, nicht mehr hergeben. Wenn du das erkennen kannst, kannst du gegen sie spielen.“

Auf die Frage, ob er sich als „exploit“ Spieler oder GTO-Typ sieht, antwortet er mit einem Lächeln: „Du musst wissen, wann du wie ein Bot und wann wie ein Mensch spielen musst. Der wahre Skill liegt darin, auf das zu reagieren, was du siehst, nicht nur auf das, was dir der Solver sagt.“

Leben nach dem Titel: Ruhe, Balance und Fußball

Joe spielt heute nicht mehr so viel wie früher. Er plant seinen Turnierkalender nach Lust und Laune. „Ich habe mich nie gezwungen, zu spielen. Wenn ich morgens aufwache und es nicht fühle, mache ich einfach einen freien Tag“, sagt er. Poker bedeutet ihm schon lange nicht mehr nur Geld. Er wurde Fußballtrainer für Kinder, reist und versucht, ausgeglichen zu leben. „Manchmal denke ich, ich könnte mehr High Roller spielen, aber ich will mich nicht hetzen. Poker lehrt mich, dass man nicht alles sofort haben muss.“

Seine Herausforderung für die Zukunft? Noch ein Deep Run im Main Event. „Drei Finaltische in drei verschiedenen Dekaden – das wäre etwas“, lacht er. All das und mehr verriet Cada im erwähnten Interview für die Show 888Ride, die du hier anschauen kannst:

 

 

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