In diesem Artikel tauchen wir ein in die digitale Welt aus Monitoren, Statistiken und Multi-Tabling. Du lernst außergewöhnliche Spieler kennen, die das moderne Poker grundlegend verändert haben. Manche von ihnen dominierten die Online-Tische unter legendären Nicknames, andere konnten ihren Skill auch auf dem grünen Filz der Live-Turniere und zu Millionen-Preisen transferieren. Es wird Zeit, die Persönlichkeiten zu treffen, die die Spielregeln neu geschrieben haben – im übertragenen wie ganz wörtlichen Sinn. Willkommen im zweiten Kapitel unserer Serie über die Legenden des Pokers.
Das moderne Poker: Charisma, Hochspannung und die Titanen der Cash Games
Mit dem Aufkommen von TV-Übertragungen und Online Poker entwickelte sich die Szene zu einem echten Massenphänomen: Nicht nur Spieler, sondern auch Millionen Zuschauer zog Poker plötzlich in seinen Bann. Im Rampenlicht standen dabei Profis, die einzigartiges Talent mit großer Persönlichkeit verbanden – und drei Namen wurden zu Symbolfiguren dieser neuen Ära.
Phil Hellmuth, für immer der „Poker Brat“, hält mit unglaublichen 17 WSOP-Bracelets den absoluten Rekord. Sein erstes Armband holte er sich 1989, als er im Main Event-Finale keinen Geringeren als Doppel-Champion Johnny Chan besiegte. Damals schrieb er zudem Geschichte als jüngster Main Event-Sieger überhaupt. Hellmuth ist nicht nur für seine Erfolge berühmt, sondern (mindestens) genauso bekannt für seine emotionalen Ausbrüche am Tisch. Seine Frustration nach Bad Beats, theatralische Kommentare wie „Wie können diese Idioten immer gewinnen?!“ oder skurrile Auftritte in Gladiatoren- oder Napoleon-Kostüm gehören längst zur Pokerfolklore. Ob geliebt oder gehasst – seine Dominanz auf den Turnierfeldern über Jahrzehnte kann niemand leugnen.
Phil Ivey, der „Tiger Woods of Poker“, steht für Ruhe, absolute Konzentration und pures Gespür. Mit elf WSOP-Bracelets und Millionen-Gewinnen in den größten Cash-Games der Welt gilt er als einer der komplettesten Spieler aller Zeiten. Legendär sind seine Sessions im Bobby’s Room des Bellagio, Marathon-Sessions in Macau mit anonymen Milliardären und nicht zuletzt der berüchtigte Edge Sorting-Skandal, bei dem er Zig-Millionen in Casinos gewann – aber später vor Gericht stand. Iveys Poker-Face und seine Fähigkeit, Gegner wortlos zu lesen, verleihen ihm einen fast schon mythischen Status.
Johnny Chan – der Name hat auch außerhalb der Community Kultstatus. Geboren in Hongkong, ist er schon als Teenager in die USA ausgewandert und tauchte früh in den Pokerkosmos der Casinos ein. Seine beiden Main Event-Siege bei der WSOP 1987 und 1988 sind legendär. Beinahe hätte er das Triple geschafft – hätte ihn nicht 1989 ausgerechnet Phil Hellmuth gestoppt. Wegen seines Tempo- und Überraschungsspiels erhielt er den Spitznamen „Orient Express“. Durch seinen Auftritt im Film Rounders (1998), wo er sich selbst spielt, wurde Chan auch der nächsten Generation ein Begriff. Und nicht zu vergessen: Der berühmte Orangen-Duft, den er immer mit an den Tisch brachte, sollte ursprünglich nur den Rauchgeschmack der Zigaretten überdecken – heute ist die Orange längst Johnnys Markenzeichen.
Diese drei Legenden haben nicht nur eine Ära geprägt, sondern ihr ein Gesicht gegeben: Hellmuth steht für den Gefühlsausbruch, Ivey für pure Technik und Chan für klassische Eleganz mit einer Aura des Geheimnisvollen. Zusammen haben sie Poker vom verrauchten Hinterzimmer in die TV-Livestreams, in Kinofilme und auf die Titelseiten der Magazine gebracht.
Der neue Poker-Boom: Revolution durch einen Amateur
Das Jahr 2003 markiert den vielleicht wichtigsten Wendepunkt in der jüngeren Poker-Geschichte. Hauptdarsteller: Ein völlig Unbekannter, Chris Moneymaker. Der Buchhalter aus Tennessee qualifizierte sich in einem Online-Satellite auf PokerStars für das Main Event – für gerade mal 39 Dollar. Er schaffte das Unglaubliche: holte das Bracelet und 2,5 Millionen Dollar Preisgeld. Seine Story: perfektes Hollywood. Ein Amateur, der Monster-Jackpot und das Internet als Sprungbrett nach Las Vegas. Moneymakers Sieg hat Poker aus dem Elfenbeinturm der Profis geholt und Millionen motiviert, selbst die Karten in die Hand zu nehmen. Die Auswirkungen waren so enorm, dass man seitdem vom „Moneymaker Boom“ spricht – einer globalen Poker-Explosion, die Online-Plattformen, Turniere und TV-Formate überrollte.
Wenn Moneymaker der Funke war, der alles entzündete, dann war und ist Daniel Negreanu das Feuer, das Poker am Laufen hielt. Der Kanadier mit rumänischen Wurzeln gilt als der Meister im Lesen seiner Gegner. Seine Gabe, offen am Tisch Karten und Moves seiner Rivalen vorherzusagen und sie konsequent korrekt zu folden oder zu callen, faszinierte nicht nur Pokerspieler, sondern war wie gemacht für die Kameras. Mit Charme, Witz und einer fast schon greifbaren Nähe zum Publikum wurde er zum Liebling der Community. Doch hinter seinem freundlichen Lächeln steckt ein gefürchteter Taktiker mit sieben WSOP-Bracelets und zig Millionen an Turniergewinnen.
Negreanu erkannte als einer der ersten Spieler die Macht der eigenen Marke. Er bloggte regelmäßig, war einer der ersten, die ihre Spiele streamten, und fungierte als Aushängeschild für die großen Pokerräume. Er schlug die Brücke zwischen Old School und Online-Generation und sorgte so dafür, dass die Faszination für Poker auch nach dem Hype bestehen blieb. Zusammen mit Moneymaker bildete er das Duo, das Poker endgültig zu einer globalen Begeisterung brachte – und bewies: Poker ist nicht nur Glück, sondern auch Strategie, Psychologie und der Mut, All-in zu gehen, wenn Millionen zuschauen.
Die Reise geht weiter ...
Die moderne Ära brachte charismatische Stars hervor, die Poker zum globalen Phänomen machten. Von Moneymakers Sensationserfolg bis zu Negreanus Souveränität am Tisch und in den sozialen Medien – diese Persönlichkeiten schlagen eine Brücke von der Old School ins digitale Zeitalter. Doch die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.
Im dritten Teil unserer Serie werfen wir den Blick auf die jüngsten Generationen der Pokerstars: Wer prägt heute das Gesicht des Spiels, und wie verändert sich Poker im Zeitalter von Gen Z? Bleib dran und verpasse nicht das große Poker-Finale unserer Trilogie!
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