Beyond Poker: Guy Laliberté – Straßenkunst, Cirque du Soleil und das Spiel seines Lebens

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Leidenschaft für Abenteuer
 

Schon als Kind wollte Guy die Welt entdecken. Er war fasziniert von den Fotos im National Geographic, inspiriert von der Mondlandung und begeistert von der Vorstellung des Reisens. Als Teenager spielte er Musik auf den Straßen und Festivals in Kanada und den USA. Es ging ihm nicht nur ums Geldverdienen – er lernte, das Publikum zu verstehen, auf unvorhersehbare Situationen zu reagieren und Geschichten zu erzählen.

Im Alter von 18 Jahren reiste er nach Europa, wo er sich einer Gemeinschaft von Straßenkünstlern anschloss. Er jonglierte, lief auf Stelzen, spuckte Feuer und entdeckte Kulturen, die seine Offenheit, Kreativität und Anpassungsfähigkeit prägten – Qualitäten, die er später auch im Geschäft einsetzte.


Die Geburt des Cirque du Soleil
 

Zurück in Quebec setzte Guy seine Auftritte fort und begann, Festivals zu organisieren. 1984 gründete er mit Freunden den Cirque du Soleil – einen Zirkus ohne Tiere, basierend auf Akrobatik, Theater, Musik und visueller Erzählkunst. Ein Projekt, das zunächst auf das Misstrauen von Beamten und Investoren stieß, wuchs dank Guys Fähigkeit, Visionen zu verhandeln und zu verkaufen.

Der Cirque du Soleil entwickelte sich von einer kleinen Gruppe zu einem globalen Phänomen. Shows wie „O“, „Mystère“ und „KÀ“ wurden zu festen Größen in Las Vegas. Das Unternehmen beschäftigt Tausende von Mitarbeitern, trat in über 40 Ländern auf und generiert jährlich hunderte Millionen Dollar. Guy zählte bald zu den erfolgreichsten Unternehmern der Welt und erhielt 2007 den Titel World Entrepreneur of the Year.


Der Weg zum Poker
 

Nach seinem Erfolg in der Unterhaltungsindustrie fand Guy eine neue Herausforderung – Poker. Etwa ab 2005 war er im legendären „Big Game“ im Bellagio zu finden, wo er mit Größen wie Doyle Brunson, Phil Ivey, Daniel Negreanu und Patrik Antonius spielte. Hier wurden Pötte gespielt, bei denen es oft um Hunderttausende Dollar ging.

Er trat auch in TV-Shows wie High Stakes Poker und Poker After Dark auf, wo er Teil einiger der größten Pötte der Geschichte dieser Shows war. Parallel dazu spielte er in Online High-Stakes Cash Games auf Full Tilt Poker unter Pseudonymen wie „noataima“, „patatino“ und „lady marmelade“. Er spielte kreativ und furchtlos, aber auch kostspielig – es wird geschätzt, dass er online zig Millionen Dollar verlor.


WSOP und das One Drop Projekt
 

Den größten Beitrag hinterließ Guy im Poker als Schöpfer und Botschafter von The Big One for One Drop – einem Turnier mit einem rekordverdächtigen Buy-in von 1.000.000$, das bei der WSOP 2012 debütierte. Ein Teil des Buy-ins ging an seine Stiftung One Drop, die sich für den Zugang zu sauberem Wasser in Entwicklungsländern einsetzte.

Das Turnier zog die Weltelite an und wurde zu einem ikonischen Event. Guy belegte den 5. Platz und gewann 1.834.666$, doch wichtiger war die Summe, die für wohltätige Zwecke gesammelt wurde. Antonio Esfandiari, der in diesem Turnier 18 Millionen Dollar gewann, ging als Gewinner des größten Einzelgewinns in der Geschichte des Pokers ein. Die Zusammenarbeit zwischen One Drop und WSOP setzte sich auch in den folgenden Jahren fort und brachte auch günstigere Turniere hervor, bei denen aber stets mindestens 10% des Prizepools an wohltätige Zwecke gingen.


Einfluss auf die Poker-Community
 

Laliberté brachte eine einzigartige Mischung aus Showmanie, unternehmerischer Energie und Philanthropie in den Pokerzirkus. The Big One for One Drop bewies, dass Poker eine Plattform zur Unterstützung globaler Ziele sein kann. Seine Präsenz in High-Stakes Cash Games verlieh der Szene Prestige und zog die Aufmerksamkeit von Medien an, die zuvor selten über Poker berichteten. Und obwohl seine Online-Ergebnisse nicht profitabel waren, wurde er zu einem unverzichtbaren Teil der Geschichte, weil er Profis die Chance gab, um Rekordsummen zu spielen.

Für Guy war das Risiko ein natürlicher Teil des Weges. Ob bei der Gründung eines Zirkus ohne Tiere oder im Spiel um Hunderttausende Dollar, er glaubte an die Kraft von Visionen und Leidenschaft. Diese Einstellung ermöglichte es ihm, Grenzen zu verschieben – in der Kunst, im Geschäft und im Poker. Guy Laliberté ist der Beweis, dass ein kreativer Geist sich nicht in einem Berufsfeld einfangen lässt. Aus einem Straßenkünstler wurde ein Unternehmer von weltweitem Format und später ein Spieler, der dem Poker neue Geschichten, Energie und einen philanthropischen Aspekt verlieh.

 

 

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