Das Ende von Poker in den USA?
One Big Beautiful Bill (OBBBA) – dieses Kürzel wird in der Pokerszene noch lange und mit viel Emotion diskutiert werden. Das umfassende Haushalts- und Steuerpaket wurde am 1. Juli vom US-Kongress verabschiedet und am 4. Juli 2025 von Präsident Trump am Unabhängigkeitstag unterzeichnet. Das mehr als 900 Seiten starke Gesetzespaket beinhaltet unter anderem eine Verlängerung von Trumps Steuersenkungen aus dem Jahr 2017, streicht steuerliche Vorteile für erneuerbare Energien, bringt Kürzungen im Gesundheitssystem, investiert dafür aber satte 150 Milliarden USD in die Verteidigung und weitere 150 Milliarden USD in die Grenzsicherung.
Wie schon auf den ersten Blick zu sehen ist, reicht der Einflussbereich dieses Pakets weit. Doch für Poker-Spieler bringt OBBBA grundlegende und problematische Änderungen: Ab dem 1.1.2026 darfst du nur noch 90 % deiner Gesamtverluste geltend machen, während alle Gewinne weiterhin zu 100 % besteuert werden. Das Ergebnis: Selbst wenn du am Ende Null auf Null stehst, wirst du auf einen „fiktiven Gewinn“ Steuern zahlen müssen.
Ein einfaches Beispiel: Wenn du 100.000$ bei Buy-Ins ausgibst und im gleichen Zeitraum genau 100.000$ gewinnst, gilt für das Finanzamt trotzdem ein steuerpflichtiger „Gewinn“ von 10 %. In diesem Fall werden also 10.000$ als zu versteuerndes Einkommen angesetzt. Das Paradoxe: Sogar wenn du eigentlich Verlust gemacht hast, verlangt das Gesetz Steuern! Wer zum Beispiel 950.000$ gewinnt, aber 1.000.000$ an Buy-Ins zahlt, hat nach der neuen Regel trotzdem einen steuerlichen Gewinn von 50.000$!
Erste Reaktionen aus der Community
Lange hat es nicht gedauert, bis die ersten Stimmen aus der Szene laut wurden: Pros und Influencer wie Phil Galfond und Doug Polk schlagen Alarm. Sie warnen, das Gesetz sei „schlimmer als alles, was im Poker je passiert ist“ und könnte den professionellen Poker-Bereich ruinieren. Galfond betont, dass der Gesetzentwurf die Existenzgrundlage für Poker-Pros in den USA zerstört. Doug Polk ist sicher, dass der Poker-Tross gezwungen sein wird, ins Ausland auszuweichen.
This new amendment to the One Big Beautiful Bill Act would end professional gambling in the US and hurt casual gamblers, too.
— Phil Galfond (@PhilGalfond) July 1, 2025
You could pay more in tax than you won.
Contact your representative quickly. pic.twitter.com/U5yToBZDcQ
Auch die Spitzenvertreter der Glücksspielbranche und die American Gaming Association schlagen Alarm: Sie wollen mit dem Kongress verhandeln, um diese Passage zu verändern. Politiker aus Nevada – allen voran Kongressabgeordnete Dina Titus – fordern, dass es Ausnahmeregelungen gibt, damit das Gesetz die Existenz der Spielerstadt Las Vegas nicht bedroht. Steuerexperten wie Ray Kondler und Russell Fox sprechen von einer „Steuerfalle“ und verlangen dringend Nachbesserung. Kondler warnt, dass Poker-Pros mit massiven Steuerlasten rechnen müssen, wodurch ihr Cashflow stark leiden kann – und viele endgültig den Sprung ins Ausland machen werden.
Kann die Poker-Community noch etwas tun?
Das OBBBA könnte für die US-Pokerwelt zum Super-GAU werden – steuerlich und wirtschaftlich. Falls es zu keiner Ausnahmeregelung kommt, drohen dem Pokermarkt der Abzug von Kapital, rückläufige Zahlen professioneller Spieler und ein Shift hin zu illegalen oder Offshore-Plattformen. Die Karten sind nun gemischt. Jetzt sind die Community und Verbände wie die American Gaming Association gefragt, um bis Ende 2025 noch eine Änderung des Gesetzes zu erreichen.
The passage of the One Big Beautiful Bill Act significantly enhances our industry’s ability to sustain quality jobs and deliver economic benefits — and we look forward to President Trump’s expected signature. pic.twitter.com/gEvfABL665
— American Gaming Association (@AmericanGaming) July 3, 2025
Quellen – X, BBC, CNBC, AmericanProgress, PokerNews